„Augen auf Beton“ schauen auf Berliner Baustellenarbeiter:innen

Zeynep K.

Berlin ist die Stadt der Baustellen, ob Wiederaufbau nach dem Krieg oder Bauboom in den 90er Jahren.

Häufig sind es Menschen aus allen Teilen der Welt, die gemeinsam auf den Baustellen arbeiten. Das Porträt-Projekt „Augen auf Beton“ gibt diesen Menschen ein Gesicht und lädt zur Begegnung mit ihnen ein. Mittel der LOTTO-Stiftung Berlin in Höhe von 100.000 Euro ermöglichen das Projekt mit seiner eindrucksvollen Präsentation mitten im Stadtbild.

14 Arbeiter:innen der städtischen Großbaustellen werden seit September mit ihren Porträts in einer durch die Hauptstadt wandernden Open-Air-Fotoausstellung am Bauzaun verschiedener Berliner Baustellen und an Hauswänden vorgestellt. Im März 2022 entstanden die letzten beiden der 16 geplanten Porträts. Als ortsbezogene Kunst im öffentlichen Raum wurden die großformatigen Fotografien mit Texten über die Protagonist:innen ergänzt; weitere Informationen können über QR-Codes abgerufen werden. So wurde z. B. das leerstehende AOK-Gebäude an der Pallas-/Gleditschstraße durch die Graffiti-Künstler der GRACO Berlin bis zum Abriss des Gebäudes Ende Dezember zur Leinwand aus Beton mit einem Porträt von Mirjan M. Der Industriemechaniker stammt aus Albanien und floh als 10-Jähriger mit seiner Familie nach Griechenland, wo er Zuflucht fand. Seit 2012 ist er in Deutschland, wo er seine Ausbildung abschloss und für sich und seine Familie eine Perspektive fand. Den Ausstellungsstart machte das Porträt der 21-jährigen Zeynep K. im September 2021. Ihr konnte man auf einer 160-qm-Plane an einer Hauswand in der Prinzenstraße 32 begegnen. Ebenso zierte ihr Porträt sowie das weiterer drei Kolleginnen und acht Kollegen den Bauzaun, hinter dem das Bürogebäude „The Shell“ entstand. „Es ist einfach nur ein Tuch, und das, was darunter ist, das bin immer noch ich“, sagt Zeynep.

Die Porträts entstanden im räumlichen und zeitlichen Kontext der Ausstellung. Auswahl und Kontaktaufnahmen starteten im Frühling 2021, die Porträtaufnahmen wurden im Sommer/Herbst gemacht. Die eigentliche Open-Air-Ausstellung startete im September und ist bis heute in Berlin zu finden. Zudem fand eine Indoor-Ausstellung Ende September für zwei Wochen statt. Der Ort dafür war eine wahre Betonwüste inmitten einer Friedrichshainer Großbaustelle. 2500 qm Rohbau wurden bereitgestellt, bevor eine Supermarktkette einzog. Indoor- wie Outdoor-Ausstellungen haben zu vielen „Begegnungen“ geführt und große Neugier geweckt. Die Anzahl der Klicks war groß, via Social Media wurde eine hohe Reichweite erzielt, die Berliner Presse bis hin zum ZDF Mittagsmagazin haben immer wieder über die „Augen auf Beton“ berichtet. Sogar im Berliner Fenster der Berliner BVG war das Bild zu sehen. Die Resonanz auf das Projekt hat die Erwartungen der Initiatorin und Fotografin Janine Baumeister bei Weitem überholt.

Mittel der LOTTO-Stiftung Berlin in Höhe von 100.000 Euro ermöglichen das Projekt mit seiner eindrucksvollen Präsentation mitten im Stadtbild.

Bildnachweis: Zeynep K.
© Janine Baumeister

Stand 04.07.2022